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Jagdgemeinschaft Südwinsen gewinnt DJV-Sonderpreis „Jäger pflanzen Vielfalt“

Die Jagdgemeinschaft Südwinsen hatte sich im April 2024 für den DJV-Sonderpreis „Jäger pflanzen Vielfalt“ mit ihrem Hegebusch-Projekt beworben. Bewerben konnten sich die Jägerschaften aus allen Landesverbänden mit ihren Pflanz-Projekten. Der Wettbewerb war mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 10.000 € ausgeschrieben. Nun stehen die Gewinner fest. Zwar konnte nicht der erste Platz errungen werden, aber das Projekt hat doch so viel Eindruck hinterlassen, dass der DJV das nächste, bereits geplante Hecken-Projekt zur Förderung der Artenvielfalt mit 250 € unterstützen wird.

Im folgenden Text berichtet Werner Riemann von der Jagdgemeinschaft Südwinsen von dem Hegebusch-Projekt:

Entwicklung, Planung und Erstellung von zwei Hegehecken

Wir sind eine Pachtgemeinschaft in der Ortschaft Südwinsen im Landkreis Celle und Mitglied im Hegering Winsen/Aller und der Jägerschaft Celle, Niedersachsen. Hier bejagen wir seit vielen Jahrzehnten eine Fläche von ca. 650 ha. Pächter sind fünf ortsansässige Jäger, die zum Teil auch Eigentürmer von einem Großteil der Jagdflächen sind. Ca. 40 % sind Acker-, Wiesen- und Brachflächen, 55 % Waldflächen und 5 % Wasserflächen. 

Rotwild, Schwarzwild und Rehwild sind Standwild. Auf Grund des niedrigen Bestandes an Niederwild in unserem Revier bejagen wir diese Wildarten schon seit über 30 Jahren nicht mehr. 

Bedingt durch Flurbereinigung wurden in der Feldmark Hecken, Sträucher und Bauminseln entfernt, sodass in diesem Bereich nur freie Ackerflächen vorhanden waren. Der Bestand an Hasen und Rebhühnern nahm stetig ab.

So hatten wir uns überlegt, zusätzliche Nahrungsangebote für Niederwild, Insekten, Bienen und Vögeln anzubieten. Ferner sollten neue, ganzjährige Rückzugsgebiete für unser Niederwild in der Feldmark entstehen, indem wir quer durch unser Revier in zwei Abschnitten Hegehecken und Blühstreifen anlegen (Abschnitt 1 = 300 m und Abschnitt 2 = 400 m lang).

Ein zusätzlicher Vorteil für die Landwirte ist, dass die Bodenerosion eingeschränkt wird. 

Wir haben mit zwei Grundstückseigentümern gesprochen, ob sie Flächen aus der Bewirtschaftung herausnehmen und der Jagdgemeinschaft zur Verfügung stellen, um hier Hegehecken anlegen zu können. Da die Eigentümer Familienangehörige sind, bekamen wir schnell Zusagen. 

Im Jahr 2006 begann die Planung der ersten Hegehecke, die ca. 300 m lang und 12 m breit sein sollte. Die Hecke ist aufgeteilt in 5 Abschnitte:

3 Abschnitte (je ca. 70 m) wurden mit einem ca. 1,50 m hohen Zaun eingezäunt, gefräst und bepflanzt.

2 Abschnitte jeweils dazwischen (je ca. 40 m) wurden als Benjeshecke angelegt. Einige Durchgänge wurden ganz frei gelassen. 

Die gesamte Kernzone von ca. 6 m Breite wurde bepflanzt. Links und rechts der Kernzone wurde ein jeweils ca. 3 m breiter Randstreifen als Blühstreifen angelegt. 

Die Pflanzen wurden in Abstimmumg mit dem Obmann für Naturschutz im Hegering und der Jägerschaft Celle festgelegt und für die Herbstpflanzung vorbestellt. Die Kosten für die Pflanzen wurden von der Jägerschaft Celle bzw. von der Landesjägerschaft übernommen.

Gemeinsam mit den örtlichen Landwirten wurde im Frühjahr 2007 die Bodenbearbeitung vorgenommen. Der benötigte Draht wurde von der Jagdgemeinschaft Südwinsen gekauft und die ca. 250 Eichenpfähle wurden vorbereitet. Die Pfähle wurden gesetzt und die Kernzonen wurde eingezäunt.

Für den Bereich der Benjeshecke wurden Äste, Baumschnitt usw. gesammelt und auf eine Höhe von ca. 1 m aufgestapelt. Steinhaufen und helle Sandflächen für Eidechsen und Kleingetier fanden ebenfalls in diesen Bereich einen Platz. Brombeeren, Brennnessel und Disteln für Schmetterlinge wurden gesammelt und am Rand der Benjeshecke eingepflanzt. 

Im Herbst 2007 wurden die umfangreichen Pflanzarbeiten vorgenommen. Gemeinsam mit den Mitgliedern unserer Jagdgemeinschaft, dem Ortsrat der Gemeinde Südwinsen, Schulkindern, Freunden und Mitgliedern des Hegeringes sowie Bürgern aus der Gemeinde wurden ca. 400 Pflanzen eingepflanzt. Gepflanzt wurden verschiedene standorttypische Apfel- und Kirschbäume, Vogelkirsche, Vogelbeere, Saalweiden, Hartriegel, roter und schwarzer Holunder, rote und schwarze Johannisbeere, Pfaffenhütchen, Hundsrose, Schlehe und Weißdorn.

Im Jahr 2008 haben wir mit der zweiten Hegehecke östlich der ersten Hecke begonnen. Vorgehensweise und Aufbau war nahezu identisch wie bei dem ersten Abschnitt. Allerdings war der zweite Abschnitt 400 m lang. Die Zwischenräume zwischen den umzäunten Flächen wurden aber nicht als Benjeshecke angelegt, sondern als Dauerbrache liegen gelassen. Gepflanzt wurden auch hier ca. 450 Pflanzen.  

In die ca. 3 m breiten Blühstreifen links und rechts der Hecke wurde jeweils eine mehrjährige Blühstreifenmischung eingesät. Alle 2 – 3 Jahre erfolgt eine Neueinsaat. Das machen wir abhängig von dem, was im Vorjahr aufgelaufen ist. 

Die Benjeshecke wurde im Laufe der Zeit immer wieder frisch mit Baum- und Strauchresten aufgefüllt. In diesem Bereich sind zwischenzeitlich verschiedene Sträucher und Bäume wild aufgelaufen –  z. B. Eichen, Traubenkirsche, Vogelbeere, Eibe, Holunder und Pfaffenhütchen. Die Saat hierzu wurde durch Vögeln eingetragen. Brombeeren, Brennnesseln und Disteln haben große Teile der Benjeshecke überwuchert und sind so zum idealen Lebensraum für Schmetterlinge, Bienen und für die Vogelwelt geworden. 

Sträucher, die nicht angewachsen sind bzw. vertrocknet sind, wurden entfernt und nachgepflanzt. Totholz bleibt in der Hecke liegen. Seitlich muss die Hecke hin und wieder beschnitten werden, um eine Bewirtschaftung der Blühstreifen mit landwirtschaftlichen Geräten zu gewährleisten. Auch dieser Rückschnitt verbleibt in der Hecke. 

Im Jahr 2021 haben wir in der ersten Hegehecke vor der Benjeshecke noch zusätzlich sieben Apfelbäume gepflanzt. Hierbei handelt es sich um verschiedene, alte Apfelsorten. Aufgrund der Trockenheit der letzten Sommer mussten diese Bäume regelmäßig mit Wasser versorgt werden. Aber alle Bäume haben die heißen Sommer überstanden und standen in diesem Frühjahr in voller Blüte. 

In 2023 haben wir im Rahmen einer Nistkastenbauaktion für und mit Kinder ca. 150 Nistkästen und ca. 100 Baumscheibenhotels für Insekten gebaut. 

Ferner haben wir zwei große Bienen-/Insektenhotels und zwei Fledermausburgen erstellt. Nistkästen und Baumscheiben haben die Kinder mit nach Haus genommen. Einige Nistkästen haben wir auch in den Hecken aufgehängt. Insgesamt hängen dort nun über 30 Nistkästen, die zum Großteil auch angenommen wurden und deren Kontrolle und Säuberung in regelmäßigen Abständen im Herbst erfolgt. Über Sinn und Zweck von Hegehecken und über Insektenhotels und Nistkästen wurde anlässlich dieser Aktion ausführlich informiert. Insgesamt hatten wir über 400 Teilnehmer auf der Veranstaltung. 

Die Insektenhotels und die Fledermausburgen stehen jeweils am Anfang und Ende der Hecken und wurden mit Informationstafeln versehen, um die Bürger über Sinn und Zweck der Hecken und der Insektenhotels zu informieren. Die Nistkastenbauaktion, der Bau der Insektenhotels und die Informationstafeln wurden von der BINGO-Umweltlotterie unterstützt. 

Über alle Aktionen und Aktivitäten wurde in den örtlichen Medien, der Celleschen Zeitung und im Niedersächsischen Jäger mehrfach und ausführlich berichtet. 

Oft werden wir von Bürgern und Spaziergängern auf diese Flächen angesprochen und wir freuen uns über eine durchweg positive Resonanz. 

Vor allem sehen die Bürger, dass wir Jäger nicht nur Wild erlegen, sondern uns auch ganz intensiv um den Naturschutz und die Hege in unserem Revier kümmern. Bedingt durch die Informations-/ Hinweisschilder an den Bienenhotels werden die Flächen heute kaum noch von Spaziergängern und Reitern betreten. Die meisten Leute sind einsichtig, wenn sie entsprechend informiert werden. Es gibt zwar leider trotz alledem immer einige Uneinsichtige – aber damit müssen und können wir leben.

In zwei Bereichen der ersten Hegehecke wurde im vergangenen Jahr der Zaun entfernt. Die restlichen Zäune werden voraussichtlich in 2025 entfernt. Aus Nachhaltigkeit nutzen wir die alten Eichenpfähle für die in Planung befindliche dritte Hegehecke in unserem Revier. 

Rehe und Hasen nutzen diese von uns gestalteten Flächen regelmäßig als Rückzugs- und Ruheraum. Rotwild nutzt die Blühstreifen zur Äsung. Fuchs, Waschbär und Dachs suchen nach Mäusen und fressen die heruntergefallenen Äpfel.

Rebhühner haben wir hin und wieder beobachten können. Sie sind aber leider nicht mehr dauerhaft da. Sehr gut angenommen werden die Flächen jedoch von den Insekten und von der Vogelwelt. So haben wir in den vergangenen Jahren mehrfach einen Brutnachweis vom Neuntöter führen können und die Neuntöter beim Füttern der Jungvögel beobachten können. Kohl- und Blaumeisen, Weiden- und Schwanzmeisen, Buch-, Berg- und Grünfinken, Schwarz- und Singdrossel, Goldammer, Braunkehlchen Erlenzeisige, Rotkehlchen, Zaunkönig, Heckenbraunellen, Distelfinken, Feldlerchen, Baumpieper, Star, Turmfalken, Großer Raubwürger, Eichelhäher, Elstern und Ringeltauben sind regelmäßig in und an den Hecken zu beobachten. Zum Teil brüten sie auch in den Flächen und in den zahlreich aufgehängten Nistkästen.

Im Herbst sind zudem regelmäßig ganze Schwärme von Zugvögeln im Bereich der Hecke und suchen verschiedenen Saaten und Früchte als Nahrung. 

Die unterschiedlichsten Insekten, Schmetterlinge, Bienen und Hummeln sind dort regelmäßig zu beobachten. Zudem werden immer wieder Eidechsen, Ringelnattern, Blindschleichen und auch die Kreuzotter gesichtet. 

Im Revier selbst haben wir auf eigenen Flächen 15 unterschiedlich große und tiefe Feuchtbiotope angelegt. Ein größerer Feuchtbiotop befindet sich in der näheren Umgebung der Hecken. Wasserflächen innerhalb der Hecke konnten aufgrund des Sandbodens nicht angelegt werden. 

Zurzeit planen wir eine neue, dritte Hegehecke, die ca. 300 m lang sein wird. Wir werden hier nach dem gleichen Aufbauprinzip vorgehen.  Es ist geplant, dass die Mitglieder des aktuellen Jungjägerlehrganges der Jägerschaft Celle mit einbezogen werden. Ebenfalls wollen wir versuchen, ein oder zwei Schulklassen mit einzubinden. 

Werner Riemann 

Für die Jagdgemeinschaft Südwinsen

1 Kommentar
  1. Melanie
    Melanie sagte:

    Herzlichen Glückwunsch an die Jagdgemeinschaft Südwinsen! Auch wenn es dieses Mal nicht ganz für den ersten Platz gereicht hat, ist es eine tolle Leistung, dass euer Hegebusch-Projekt so positiv aufgenommen wurde. Die Unterstützung des DJV für euer nächstes Hecken-Projekt zeigt, dass ihr auf dem richtigen Weg seid, einen wertvollen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt zu leisten. Weiter so – eure Arbeit ist ein wichtiger Schritt für den Naturschutz!

    Antworten

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